Die Grenadierkaserne (1938/1939-2003)

Die militärische Nutzung des Bergrücken mit der Gewannbezeichnung Burgholzhof, zwischen Zuffenhausen und Bad-Cannstatt gelegen, begann 1927 mit der Anlage eines militärischen Übungsgelände und ab 1935 mit dem Bau der Flandern-Kaserne für die deutsche Armee.

Im Mai 1938 vereinbarten die Stadt Stuttgart und die Reichswehr einen Kasernenbau im Gewann Mönchsberg-Rappenberg. Ein Jahr später, im Mai 1939 bezog das 1. Bataillon des Infanterieregiments 119 die neue Grenadier-Kaserne.

Sie bestand aus der Wache, fünf großen Kasernenblocks, dem Stabsgebäude, dem Mannschaftsgebäude und der Sporthalle.
Sieben Lagerhallen für Material und Fahrzeuge ergänzten die Anlage.
Die Zufahrt erfolgte von der Mönchsbergstraße aus. Von der Schozacher Straße aus gab es auch eine Zufahrt, die aber selten benutzt wurde da dort keine Wache vorhanden war.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nutzte die US-Armee die Grenadier-Kaserne.
Für das 175th Military Police Bataillon war die Grenadier-Kaserne die erste Heimatstation nach Ankunft in Deutschland.

Bei ihrem Einmarsch verhängten die US-Militärbehörden über bestimmte Amtsträger der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbänden sowie über höhere Offiziere und leitende Beamte den sog. automatischen Arrest aufgrund einer formal an die Stellung gebundenen Belastung (Direktive JCS Nr. 1067 in der Fassung vom 26. April 1945). 
Angesichts der unter dieser Kategorie hohen Nazifizierung der deutschen Gesellschaft füllten sich rasch die Interniertenlager, die in den ehemaligen Kasernen in und um Ludwigsburg eingerichtet wurden. 
Bekanntlich hatte die alliierte Luftwaffe mit Blick auf die Besatzungszeit und die Unterbringung der eigenen Truppen Garnisonsstädte weithin verschont. 
Es befanden sich nach dem Kriege noch über 20 000 ehemalige Zwangsarbeiter anderer Staaten im Großraum Stuttgart, die ohne Hilfe nicht zurückkehren oder in einem neuen Land angesiedelt werden konnten. Sie wurden nach amerikanischer Bezeichnung als DP -Displaced Persons bezeichnet (siehe Wikipedia)

Bis 1948 entstand das Lager 78 in der Grenadier-Kaserne in Stuttgart-Zuffenhausen, ein Durchgangslager bei Verlegungen nach Nürnberg und Dachau sowie bei Auslieferungen an die anderen Alliierten (vgl. Ulrich Müller: Die Interniertenlager in und um Ludwigsburg 1945-1949. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter 45. 1991. S. 174f.) Im Lager 78 waren 7 000 Displaced Persons untergebracht.

Zwischen 1954 und 1957 baute die US-Armee auf dem Gebiet Reute neben der Grenadier-Kaserne 14 Wohngebäude für ihr Militärpersonal und ihre Familien, genannt Grenadier Housing

Die militärische Tätigkeit erstreckte sich auf die logistische Unterstützung für das U.S. Military Logistical Support Headquater für den Großraum Stuttgart.

Sie umfasste 13-Installationen mit über 32.000 Soldaten. 

1992 nach Ende des Kalten Krieges wurde das VII US-Army Corps deaktiviert.
Damit erlosch die militärische Tätigkeit in der Grenadier-Kaserne.

1993 wurde die Grenadier-Kaserne an die Bundesrepublik Deutschland und an die Stadt Stuttgart zurückgegeben.

Ab 2003 wurde die Grenadier-Kaserne bis auf das Gebäude Nr. 406 abgerissen. 

Ab 2006 entstand auf dem ehemaligen Gebiet der Grenadierkaserne das Wohngebiet „In Raiser“. 

2011 wurden die sechs Wohngebäude Nr. 303/304/306/309/310 und 311 der Grenadier Housing abgerissen. Auf dem Gelände plant die SWSG neuen Wohnraum.

Den Roter Bürgern blieb die Grenadier-Kaserne zu jeder Zeit verschlossen. 
Es gab keinen Tag der offenen Türe. Fotografieren war strengstens verboten. Bis auf die von uns selber erstellten Aufnahmen nach Öffnung des Geländes liegen uns keine Fotoaufnahmen oder Berichte vor. Verlorene 50 Jahre.
Schade darum, man hätte mehr daraus machen können. 

Stuttgart, 22.05.2012 
Rainer Fiechtner



Wachgebäude 400 mit Schlagbaum. Blick O.

Hauptstraße der Kaserne mit den Gebäude 400/402/403/404/405/406, Blick O.

Gebäude 400, Kasernenwappen in der Mauerwand

Letzte Nutzung der Grenadierkaserne vom VII Corps der US-Army

Gebäude 400 Wachgebäude mit Schlagbaum, Gebäude 402/403. Blick O

Hauptstraße der Kaserne mit den Gebäude 400/402/403/404/405/406, Blick O.

Gebäude 400 Wachgebäude, Blick NW.


Gebäude 400 Wachgebäude, Figur auf der rückwärtigen Stirnwand. Blick W.

Gebäude 432 Stabsgebäude, Blick S.

Gebäude 432 Stabsgebäude, Blick N.


Gebäude 432 Stabsgebäude, Kasino.

Gebäude 432 Stabsgebäude, Original-Wandbild im Offizierskasino


Gebäude 430 Sporthalle, Gebäude 432 Stabsgebäude, Blick NE.

Gebäude 430 Sporthalle mit Gebäude 429, Blick S

Gebäude 430 Sporthalle, letzte Innenansicht vor Abriss.

Gebäude 432/402/403/404 v.l.n.r, Blick NW.

Gebäude 405/406, Blick NO.

Gebäude 400 Wachhaus und Gebäude 402, Blick NW.

Gebäude 403/404, Blick NW.

Gebäude 417, Blick O. Bis 1945 Stallung für Pferde. Pferdehalter noch in der Gebäudewand sichtbar.

Gebäude 410, Blick O.

Gebäude 402, im Hintergrund Wachgebäude 400, Blick S.

Gebäude 420, Blick N.

Gebäude 414, Blick NO.

Gebäude 417, Blick SO.

Gebäude 420, Blick S.

Gebäude 429, Blick SW. Zur Zeit der Wehrmacht "Gaskammer" für das Training mit der Gasmaske.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Gebäude 403/404/405/406 v.l.n.r., Blick NW.

Alle Fotos: Rainer Fiechtner 2003